Brandstiftung in Mölln weckt böse Erinnerungen und tiefsitzende Ängste
Die Nachricht von einem vorsätzlich gelegten Feuer in einem Mehrfamilienhaus in der Ratzeburger Straße hat in Mölln aufgeschreckt. Böse Assoziationen verbinden sich damit und Bilder aus dem Jahr 1992 tauchen wieder auf, vor allem bei den Überlebenden der Möllner Brandanschläge. Auch damals drangen unbekannte Täter mitten in der Nacht unbemerkt in ein Wohnhaus in der Ratzeburger Straße, das von migrantischen Familien bewohnt wurde und setzten dort das Treppenhaus in Brand. Das Feuer konnte nicht so schnell erkannt und gelöscht werden, wie es glücklicherweise vergangenen Sonntag den Bewohner gelang.
Die Folgen solcher Taten sind für die Betroffenen in schwerster Weise traumatisch. Damals war es ein rechtsextremer Brandanschlag, der ihr Leben veränderte. In derselben Nacht folgte in der Mühlenstraße ein weiterer Brandanschlag mit mörderischen Konsequenzen. Entsprechend groß ist die Angst, wenn sich eine solche Nachricht in Mölln verbreitet: Der Name des Ortes, wieder ein Wohnhaus mit migrantischen Familien, wieder ein Feuer, das mitten in der Nacht entzündet wird.
Wir sind erleichtert, dass nichts Schlimmeres passiert ist. Die Bewohner und die Möllner Feuerwehr haben schnell und umsichtig gehandelt. Die Polizei ermittelt wegen des Verdacht der schweren Brandstiftung und sorgt hoffentlich für schnelle Aufklärung. Nur das kann wirklich helfen, Unsicherheit und Ängste zu nehmen.
Leider schüren auch alarmierende Nachrichten der letzten Tage unsere Ängste vor rassistischer Gewalt. Die Stimmung gegenüber Menschen mit migrantischen Wurzeln ist in Teilen der Bevölkerung offen ablehnend. In sozialen Medien wird Hass und Hetze das Wort geredet, wird geistig gezündelt. In Mölln weiß man, wie schnell aus solchen bösartigen Gedanken Taten werden können. Entsprechend wachsam müssen wir das verfolgen, was in unserer Stadt und in unserem Land aktuell passiert. Vor allem müssen wir uns solidarisch zeigen, mit Menschen, die Angst haben in unserer Mitte, die sich bedroht fühlen. Hier ist die klare Positionierung gefragt, gegen den Rassismus in den Köpfen, auch wenn wir nicht sicher wissen, ob das Feuer von Sonntagnacht in solchen Motiven entstanden ist oder nicht. Unsere Botschaft muss lauten: „Das darf niemals sein!“
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